Was ist ein MVP?
Wer kennt es nicht? Eines Tages hat man den Geistesblitz und denkt sofort: „Das wird alles verändern!“ Der Gedanke, sofort zum Patentamt zu rennen und den Urlaub auf den Malediven zu planen, ist sehr verlockend. Doch dann holt einen die Realität ein: Ein Berg von Herausforderungen steht bevor, und die Zweifel wachsen. „Wird das nicht ewig dauern?“, oder „Ist die Idee überhaupt so gut?“ sind typische Fragen, die aufkommen. Hinzu kommen oft finanzielle Einschränkungen – schließlich möchte man nicht alles riskieren, nur weil eine Idee ‚cool‘ klingt oder wahrscheinlich funktionieren könnte.
Genau hier kommt das Konzept des Minimum Viable Product (MVP) ins Spiel. Aber was ist ein MVP? Es ist eine Strategie, mit der du deine Idee schnell auf den Markt bringen und durch frühes Kundenfeedback validieren kannst, ohne dabei große Summen Kapital zu riskieren. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über das MVP wissen musst, das vor allem in der Lean-Startup-Strategie und in Softwareprojekten häufig Anwendung findet.
Definition eines MVP’s
Definition eines MVPs
Das MVP (Minimum Viable Product) entwickelte sich, wie viele andere innovative Konzepte, im Silicon Valley. Eric Ries, ein bekannter Vertreter der Lean-Startup-Bewegung, prägte diesen Ansatz maßgeblich.
Das Ziel eines MVPs ist es, eine erste Version eines Produkts mit minimalen, aber ausreichenden Funktionen zu entwickeln, um die Kernidee zu testen und frühzeitig Kundenfeedback zu erhalten. Der Fokus liegt darauf, mit möglichst geringem Aufwand maximale Erkenntnisse über die Marktakzeptanz und die Bedürfnisse der Nutzer zu gewinnen. Diese Erkenntnisse fließen in die iterative Weiterentwicklung des Produkts ein.
„The only way to win is to learn faster than anyone else“ – Eric Ries (Lean Startup, 2011).
Genau das ermöglicht uns das MVP!
MVP für Start-Ups:
Für Startups sind MVPs sehr relevant, da neben erheblicher Kosteneinsparung durch Fokus auf Kernfunktionen , sie unter anderem…
- Risikominimierung ermöglichen – Man kann die Geschäftsidee schnell validieren und dabei vermeiden, ein Produkt zu entwickeln, was eigentlich überhaupt keine Nachfrage hat!
- Einen schnelleren Markteintritt erlauben– Da ein MVP nur die essenziellen Kernfunktionen der Geschäftsidee enthält, kann man schnell eine Marktpräsenz aufzubauen und im Vorfeld Kundenfeedback einholen, während deine Wettbewerber noch dabei sind, die optimale Farbe für ihren Submit-Button zu finden!
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gewähren – Durch das wertvolle Kundenfeedback kannst du schnell iterativ das Produkt entwickeln und dadurch deine Produktstrategie einfach anpassen, je nachdem was der Markt gerade verlangt.
Diese Vorteile gelten natürlich nicht nur für Start-ups, sondern auch für etablierte Unternehmen, denn einer der kritischsten Vorteile eines MVPs liegt in der Möglichkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Gerade größere Unternehmen, die in gesättigten oder stark umkämpften Märkten operieren, müssen Innovationen schneller testen und anpassen können, ohne dabei große Ressourcen zu binden. Das MVP hilft dir, schneller auf Kundenwünsche zu reagieren und wettbewerbsfähig zu bleiben, indem du frühzeitig auf Trends und technologische Veränderungen eingehen kannst.
Anwendung des MVP’s
1. Build (Bauen):
In dieser Phase geht es darum, das MVP zu entwickeln – eine erste Version des Produkts mit den minimal notwendigen Funktionen, um die Kernidee zu testen. Hier spielt es noch keine Rolle, alles mit Animationen zu versehen und kleine Features einzubauen, die kein Must, sondern ein Nice-To-Have sind. Der Fokus liegt auf der schnellen Bereitstellung einer funktionierenden Version, die ausschließlich essenzielle Features enthält, um das Problem der Zielgruppe zu adressieren. Was hier stattfindet:
- Festlegung der Kernfunktionen: Entscheiden, welche Features für die erste Version absolut notwendig sind.
- Schnelle Implementierung: Die Entwicklung erfolgt iterativ und effizient, oft mit dem Einsatz agiler Methoden, um Zeit und Ressourcen zu sparen.
- Bereitstellung der Lösung: Du stellst das MVP so bereit, dass die Zielgruppe es direkt nutzen und testen kann, oft in Form einer Beta-Version oder eines Pilotprojekts.
2. Measure (Messen):
Sobald das MVP erstellt und veröffentlicht ist, geht es in dieser Phase darum, systematisches Feedback von den Nutzern zu sammeln. Das Ziel ist es, konkrete Daten darüber zu erhalten, wie das Produkt verwendet wird und wie es bei der Zielgruppe ankommt. Wichtige Schritte in dieser Phase:
- Datenerfassung: Du legst gezielt Metriken fest, um relevante Daten zu sammeln (z.B. Benutzerinteraktionen, Nutzungshäufigkeit, Drop-off-Raten).
- Umfragen und Feedback: Neben quantitativen Daten aus Analysen ist es auch entscheidend, qualitative Daten durch direkte Rückmeldungen von Nutzern, Umfragen oder Interviews zu erheben, um besser zu verstehen, wie das Produkt wahrgenommen wird.
- Tracking von Key Performance Indicators (KPIs): Du überwachst die definierten KPIs, um den Erfolg des MVPs zu messen, z.B. Conversion Rates, Kundenzufriedenheit oder Wiederkehrraten.
3. Learn (Lernen):
In dieser Phase erfolgt die Analyse der gesammelten Daten, um zu verstehen, wie das Produkt am Markt angenommen wird und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Hier kannst du die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um die nächste Version des Produkts zu planen und zu entwickeln. Schritte in dieser Phase:
- Datenanalyse: Die gesammelten Daten auswerten, um zu erkennen, welche Funktionen gut funktionieren und welche Bereiche verbessert werden müssen.
- Hypothesenprüfung: Überprüfen, ob die ursprünglichen Annahmen, die in der Build-Phase gemacht wurden, korrekt waren. Gab es Überraschungen? Welche Annahmen müssen korrigiert werden?
- Entscheidungsfindung: Basierend auf den Analyseergebnissen entscheiden, welche Features beibehalten, geändert oder verworfen werden. Daraus ergibt sich die nächste Iteration im Build-Measure-Learn-Zyklus.
Bewährte MVP-Konzepte: Ein historischer Überblick
Was ein (sowas von) gelungenes MVP ist?
Amazon, heute ein allseits bekannter globaler E-Commerce-Gigant, begann lediglich als schlichte Website, die ausschließlich Bücher verkaufte. Dieses MVP ermöglichte Amazon einen raschen Markteintritt bei minimalem finanziellem Risiko. Die einfache Plattform diente als effektives Testfeld für das neuartige Online-Verkaufskonzept. Nach und nach fügte das Unternehmen weitere Produkte hinzu, bis es zu dem heutigen Go-to-Place für praktisch alles wurde. Diese MVP-Strategie erlaubte es Amazon, sich flexibel an Marktbedürfnisse anzupassen und Wettbewerber durch schnelle Anpassungsfähigkeit zu überbieten.
Jemand eine Luftmatratze gefällig?
Ein anderes Beispiel für ein gelungenes MVP ist Airbnb, das den Unterkunftsmarkt durch ein innovatives Minimum Viable Product (MVP) revolutionierte, das die Sharing Economy im Übernachtungssektor einläutete. Die Gründer Brian Chesky und Joe Gebbia starteten 2007 mit einer äußerst simplen Idee: Sie erstellten eine sehr simple Website, die lediglich Luftmatratzen in ihrer eigenen Wohnung zur Übernachtung anbot. Dieses MVP testete die kühne Hypothese, ob Menschen bereit wären, in den Wohnungen von Fremden zu übernachten. Die äußerst positive Resonanz validierte nicht nur das Konzept, sondern legte den Grundstein für Airbnb’s rasantes Wachstum. Durch kontinuierliches Nutzerfeedback und iterative Verbesserungen entwickelte sich die Plattform schnell weiter. Was damals mit Luftmatratzen startete, ist heute eine Vielzahl von Unterkünften, von Privaträumen bis hin zu ganzen Häusern.
MVP vs. Prototyp
Es ist wichtig, dass wir zwei Begriffe voneinander abgrenzen, da diese oft als Synonym verwenden werden, wenn es um die Ausarbeitung eines MVP’s geht. Ein Prototyp ist kein MVP. Ein Prototyp unterscheidet sich im Kern in folgenden Punkten:
- Funktionalität: Ein Prototyp ist oft gegenüber einem MVP nicht vollständig funktionsfähig. Klar, vielleicht hat der IT-Prototyp eine coole Buttonfarbe, die der MVP nicht hat, doch das spielt doch keine Rolle, wenn die Kernidee nicht vollständig umgesetzt ist, oder?
- Zweck: Die beiden Konzepte dienen völlig unterschiedlichen Zwecken. Der Prototyp dient dazu, um eine Machbarkeitsanalyse durchzuführen und für interne Tests, wobei sich auf die technischen Aspekte gestützt wird.
- Zielgruppe: Wie sich aus dem vorherigen Punkt leiten herleiten lässt, ist die Zielgruppe eines Prototyps definitiv nicht bereits potenzielle Kunden, anders als beim MVP, sondern interne Stakeholder und Entwickler. Man testet lediglich die technische Umsetzbarkeit.
Fazit
Das MVP ist ein praktisches Werkzeug, um neue Ideen oder Geschäftsmodelle schnell und mit wenig Risiko zu testen. Mit einem MVP kannst du herausfinden, ob deine Kernidee am Markt ankommt, bevor du zu viel Zeit und Geld investierst. Nicht die Perfektion zählt, sondern das schnelle Lernen durch echtes Kundenfeedback, um das Produkt Schritt für Schritt zu verbessern. Wichtig ist, dass man sich auf das Wesentliche konzentriert und bereit ist, Prioritäten zu setzen. Es erfordert manchmal Mut, seine Idee früh auf den Prüfstand zu stellen – aber genau darin liegt die Stärke eines MVPs: Schnell erkennen, was funktioniert, und flexibel darauf reagieren, bis du deine ursprüngliche Vision erreichst!
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